Thema: Energie

Inhaltsverzeichnis

Photovoltaikausbau

Kommunales Wärmekonzept

Kommunale Anlaufstelle

Digitalisierung Energiesysteme

Energetische Gebäudesanierungen

Windkraft-Ausbau

Grundsatzgedanken, Motivation

Obwohl der Ausbau der erneuerbaren Energien aus Sicht der Politik scheinbar gut vorankommt, wird er von Fachkreisen, als viel zu langsam und zögerlich bewertet. Um die 1,5° C-Obergrenze nicht zu überschreiten, wäre längst ein erheblich drastischeres Handeln bei der Dekarbonisierung unserer Energieversorgung und ein umfassendes Umdenken in unserer Gesellschaft erforderlich gewesen. Stattdessen steigen die CO₂-Emissionen weiterhin an. Realistische Prognosen gehen davon aus, dass sich die Emissionen langfristig auf einem hohen Niveau stabilisieren werden, anstatt wie notwendig stark zu sinken, um die Klimaziele zu erreichen. Leider klafft eine enorme Lücke zwischen den politisch vereinbarten Zielen auf Klimakonferenzen und dem tatsächlichen Handeln in den einzelnen Staaten. Inzwischen wird sogar ein Temperaturanstieg von 2,5° C und mehr bis zum Ende des Jahrhunderts als wahrscheinlich angesehen.

Die Auswirkungen auf unser Leben werden immer deutlicher erkennbar: die Zahl der Klimaflüchtlinge aus dem globalen Süden steigt und Bilder von Unwetterkatastrophen, wie Stürmen und Überschwemmungen, die auch in Europa immer häufiger auftreten, verdeutlichen die Dringlichkeit des Problems.

Obwohl der Klimawandel, die Umweltverschmutzung und der Verlust der Biodiversität globale Probleme sind, ist verantwortungsbewusstes Handeln im persönlichen und sozialen Umfeld, beispielsweise in einer Gemeinde, möglich und notwendig. Es ist entscheidend, unseren Lebensraum und unsere sozialen Strukturen für nachfolgende Generationen zu erhalten. Eine klimafreundliche Energieversorgung, nachhaltiger Verkehr, eine soziale Dorfgemeinschaft und eine Gemeindeentwicklung, die sowohl auf den Menschen als auch auf die Natur ausgerichtet ist, sind Themen, die von einer Gemeinde erwartet werden.

Diese Anforderungen sind vielschichtig und dienen als Triebfeder sowie als verbindendes Element für unser gemeinsames Handeln in der GLU. Unsere politischen Aktivitäten und die direkte Einflussnahme auf kommunale Entscheidungen erfolgen durch unsere GLU-Vertreter im Gemeinderat. Veranstaltungen wie Flohmärkte oder Tauschbörsen sollen Plattformen bieten, die ein alternatives Handeln fördern, im Gegensatz zu unserem größtenteils verschwenderischen Konsumverhalten. Durch aktive Mitarbeit bei der regionalen Verkehrsplanung, insbesondere im öffentlichen Verkehr, und im Wärmekonzept der Gemeinde, wo wegweisende Entscheidungen anstehen, sollen die Bedürfnisse von Mensch und Natur berücksichtigt werden. Informationsveranstaltungen wie die Fahrradtour zum Flughafen sollen Missstände aus Sicht der GLU aufzeigen und Verbesserungsvorschläge unterbreiten. Der Kontakt mit allen Generationen ist wichtig, um deren Probleme zu erkennen und ihnen eine Stimme zu geben.

Ausbau von Photovoltaikanlagen

Beim Ausbau der Photovoltaik passiert im privaten Bereich bereits sehr viel: Überall werden neue Anlagen installiert, die Nachfrage ist hoch. Der Ausbau beschleunigt sich, die Preise sinken, doch es gibt noch viel ungenutztes Potential, das aktiviert werden muss. Auf der anderen Seite gibt es momentan Engpässe im Handwerk und bei den Materialien. Durch die immer niedrigere Vergütung für eingespeisten Strom verändert sich auch der Betrieb der Anlagen. Statt den Strom ins Netz einzuspeisen, wird dieser nun verstärkt in Batterien gespeichert und größtenteils selbst verbraucht. Dadurch muss die Photovoltaikanlage in Zukunft zusammen mit einem Batteriespeicher als integraler Bestandteil des intelligenten häuslichen Energiesystems betrachtet werden, das optimal mit der Wärmeversorgung interagiert.

In Kombination mit einer Wärmepumpe für die Wärmeversorgung oder einer Wallbox zum Laden eines Elektroautos eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten. Übrige elektrische Energie kann dann mit erhöhter Vergütung für netzdienliche Aufgaben wie die Spannungsstabilisierung genutzt oder auf privaten Strom-Plattformen zum Verkauf angeboten werden. Die Photovoltaik ist, zusammen mit der Windkraft, die tragende Säule bei der Bereitstellung von erneuerbarer elektrischer Energie. Diese wird nicht nur lokal erzeugt und verbraucht, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung und Flexibilisierung des gesamten Stromnetzes.

Es gibt aber auch gesetzliche Vorgaben in diesem Bereich. So müssen 0,2% der Gemeindefläche für Freiflächen-Photovoltaikanlagen zur Verfügung gestellt werden. Es liegt an der Gemeinde dafür geeignete Standorte zu finden und diese auszuweisen und den Handlungsspielraum auszunutzen, was Standorte und Gewinnbeteiligung angeht.

Die GLU setzt sich dafür ein, dass der Ausbau der Photovoltaik sowohl auf Bestandsflächen als auch auf Freilandflächen für die Nutzung von lokal erzeugtem Strom weiter zunimmt und das Potential in der Gemeinde vollständig ausgeschöpft wird. Unser Ziel ist, eine klimafreundliche, sichere und gerechte Energieversorgung zu schaffen.

Kommunales Wärmekonzept

Mit dem Wärmeplanungsgesetz hat der Bund die Länder und Kommunen verpflichtet, bis 2026 (für kleinere Kommunen wie Friesenheim bis 2028) ein Wärmekonzept zu entwickeln, das eine klimaneutrale Wärmeversorgung zum Ziel hat. Da Wärme nicht leicht transportierbar ist, kommt den Kommunen eine zentrale Rolle zu, da sie mit den örtlichen Gegebenheiten am besten vertraut sind. Neben der Reduzierung des aktuellen Wärmebedarfs der Gebäude durch Sanierungsmaßnahmen muss der gesamte Gebäudebestand nach und nach mit einem soliden Konzept sowohl ökologisch als auch ökonomisch nachhaltig mit erneuerbaren Energien oder unvermeidbarer Abwärme versorgt werden.

Zunächst muss in einer Bestandsanalyse eine möglichst genaue Ermittlung der aktuellen Wärmebedarfe und -verbräuche sowie eine Erhebung der Wärmeerzeuger und der dazugehörigen Energieinfrastruktur durchgeführt werden. In der darauffolgenden Potenzialanalyse wird geprüft, welche unterschiedlichen Quellen erneuerbarer Energien und unvermeidbarer Abwärme perspektivisch für die Wärmeversorgung zur Verfügung stehen. Auf Grundlage der Bestands- und Potenzialanalyse entwickeln die planungsverantwortlichen Stellen Zielszenarien und eine Umsetzungsstrategie. Abschließend teilt die planungsverantwortliche Stelle einzelne Gebiete in voraussichtliche Wärmeversorgungsgebiete ein, die beispielsweise zentral über ein Wärmenetz, ein Wasserstoffnetz oder dezentral über eine eigene Anlage im Gebäude (z. B. eine Wärmepumpe oder ein Biomassekessel) versorgt werden können.

Die Bürgerinnen und Bürger müssen frühzeitig in diesen Prozess und die notwendigen Entscheidungen einbezogen werden. Zum Einen erfordert das Vorhaben eine breite gesellschaftliche Akzeptanz und Beteiligung. Zum Anderen muss sowohl im privaten Bereich als auch im Gewerbe und in der Industrie Planungs- und Investitionssicherheit bestehen.

Nahwärmenetze bieten eine besonders kosteneffiziente und klimaneutrale Lösung für die Wärmeversorgung, da verschiedene erneuerbare Energiequellen und unvermeidbare Abwärme integriert und miteinander verbunden werden können. Daher sind Nahwärmenetze als bevorzugte Lösung zu betrachten, wenn beispielsweise durch biogene Energieträger oder Geothermie eine zentrale Wärmeversorgung möglich ist. Ist nur eine dezentrale Eigenversorgung möglich, sind Wärmepumpen derzeit die beste Wahl.

Neben dem Wärmeplanungsgesetz muss auch das Gebäudeenergiegesetz berücksichtigt werden, das konkrete Vorgaben für Heizungsanlagen in Gebäuden enthält. Neu eingebaute Heizungen müssen künftig 65 % der bereitgestellten Wärme mit erneuerbaren Energien erzeugen oder mit unvermeidbarer Abwärme. Für Modernisierung und Reparatur gibt es Übergangsfristen, die von der Größe des Gemeindegebiets abhängen, damit sich die Bürgerinnen und Bürger an den zur Verfügung stehenden Wärmeplänen orientieren können.

Die GLU will sich aktiv an allen Phasen der Erstellung des Wärmekonzepts beteiligen und setzt sich für ein möglichst weitreichendes Nahwärmenetz ein. Derzeit wird rund 80 Prozent der Wärmenachfrage durch fossile Brennstoffe wie Gas und Öl gedeckt. Um diesen großen Anteil durch erneuerbare Energien zu ersetzen, ist auch teilweise elektrische Energie notwendig, die idealerweise durch lokale Windkraft- oder PV-Anlagen gedeckt wird.

Kommunale Anlaufstelle für Bürger:innen

Oft ist die öffentliche Diskussion, insbesondere im Energiebereich, durch Polemik und Halbwahrheiten geprägt. Dazu kommt noch die hohe Hürde durch Gesetzen, Formalien und Regularien. Viele Bürgerinnen und Bürger sind verunsichert, zögern oder ziehen sich zurück, um eine fundierte Entscheidung zu treffen oder durch die behördlichen Vorgaben zu kämpfen. Dadurch gehen wertvolle Zeit und finanzielle Ressourcen verloren, was das Erreichen der Klimaziele behindert.

Die GLU setzt sich dafür ein, dass eine neutrale, faktensichere Anlaufstelle geschaffen wird, die Interessierten Auskunft und Entscheidungshilfen bietet. Natürlich wird die Webseite der GLU auch in Zukunft bemüht sein, wichtige und richtige Informationen dem interessierten Leser zur Verfügung zu stellen.

Digitalisierung der Energiesysteme

Um die Klimaziele im häuslichen Energiebereich zu erreichen, ist eine Steigerung der Energieeffizienz in Kombination mit der Nutzung erneuerbarer Energien unumgänglich. Intelligente Steuerungen und Kommunikationstechnologien werden dafür sorgen, dass diese Anforderungen umgesetzt werden können. Die Digitalisierung wird das deutsche Energiesystem sowie die Art und Weise, wie Produzenten und Konsumenten mit Energie umgehen, nachhaltig verändern.

Variable Strompreise erfordern künftig die automatisierte Fernablesung von Stromverbrauch und -erzeugung. Intelligente Steuerungen werden dann entscheiden, den Strom zu verbrauchen, wenn er besonders günstig ist, oder den selbst erzeugten Strom zu bevorzugen. Netzdienliche Funktionen ermöglichen es dem Hausbesitzer, seine übrige Energie zu einem guten Preis aus häuslichen Speichern an den Netzbetreiber zu verkaufen, um z.B. Netzstabilität zu gewährleisten oder Bedarfsspitzen abzufangen.

Neue Strommarkt-Modelle werden entstehen, die sowohl Chancen als auch Risiken bergen. Neben den technischen Aspekten, die derzeit eine hohe Dynamik aufweisen, müssen auch Fragen der Akzeptanz geklärt werden. Hinsichtlich des Datenschutzes sind klare Rahmenbedingungen erforderlich, die den Besitzern von Energieanlagen Sicherheit bieten.

Die GLU setzt sich dafür ein, dass sowohl die technische Umsetzung voran kommt, als auch die politischen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu stärken.

Energetische Gebäudesanierungen

Die Wärmewende erfordert zunächst eine drastische Reduzierung des Wärmebedarfs unserer Gebäude. Die energetische Sanierung eines Gebäudes dient der Minimierung des Energieverbrauchs für Heizung, Lüftung und Warmwasser. Dies wird durch eine deutliche Verbesserung des Wärmeschutzes der Gebäudehülle und die Verringerung des Lüftungswärmebedarfs erreicht, beispielsweise durch die Verbesserung der Dichtigkeit des Gebäudes.

Anschließend muss gemäß dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) eine weitgehende Dekarbonisierung der Heizsysteme erfolgen. Das bedeutet, dass dezentrale, erdgas- und heizölbefeuerte Wärmeerzeuger durch CO₂-freie Heiz- und Warmwassersysteme ersetzt werden müssen. Solarthermie und Photovoltaik in Kombination mit geeigneten Speichersystemen sowie vorzugsweise erdgekoppelten Wärmepumpen tragen zur notwendigen Minimierung der gebäudeseitigen CO₂-Emissionen bei.

Durch steigende CO₂-Preise auf Brennstoffe wird sich die Sanierung eines Bestandsgebäudes immer mehr lohnen. Trotzdem müssen sinnvolle Finanzierungsmodelle und staatliche Hilfen für Hausbesitzer wirksam werden. Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, dass in Mietobjekten die zukünftig steigenden Wärmekosten durch den Mieter in seiner Nebenkostenabrechnung getragen werden müssen, wodurch kein Sanierungsdruck auf den Besitzer entsteht. Um die Wärmewende gerecht und nachhaltig gestalten zu können, müssen Anreize für erneuerbare Energien sowie für Energieeffizienz und Heizungsoptimierung geschaffen werden.

Die GLU setzt sich dafür ein, dass Anreize zur Gebäudesanierung in der Gemeinde geschaffen und weiter ausgebaut werden und eine gerechte Verteilung der Kosten zwischen Vermieter, Mieter und Staat stattfindet.

Ausbau der Windkraft

Die Windkraft wird neben der Photovoltaik einer der Grundpfeiler unserer Energieversorgung sein. Die Diskussion um die Windkraft wird in der Bevölkerung sehr kontrovers geführt. Aber welche wirklich fertig gedachten Alternativen, die uns vor einer Klimakatastrophe schützen, gibt es? Tatsächlich keine! Unsere Aufgabe ist es, einen guten Kompromiss zu Natur- und Tierschutz sowie Lärmbelästigung zu finden.

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind klar definiert, und der Weg zur Windenergie in der Gemeinde ist vorgezeichnet. Es müssen 1,8 % der Gemeindefläche für Windkraft zur Verfügung gestellt werden. Es liegt an der Gemeinde, die geeignetsten und konsensfähigsten Standorte auszuwählen und die Standortfrage selbst zu entscheiden. Auch beim Betreibermodell kann durch die Erträge der Windenergie eine lokale Wertschöpfung geschaffen werden, von der sowohl die Bürgerschaft als auch die Gemeinde profitieren.

In der Klimadiskussion kann die Dringlichkeit der Windenergie als sichere und bezahlbare Energiequelle nicht mehr bestritten werden. Ein schnellstmöglicher Ausbau der Stromtrassen ist daher unerlässlich, um den im Norden erzeugten Offshore-Strom in den industriestarken Süden zu leiten und zusammen mit dem hier lokal erzeugten Strom die private und gewerbliche Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Aber auch im Hinblick auf das anstehende Wärmekonzept der Gemeinde muss mit zunehmendem Verbrauch von elektrischer Energie gerechnet werden. Ein lokal erzeugter Strom durch Windkraft bzw. durch Photovoltaik ist zu bevorzugen.

Screenshot eines Landkartenausschnitts der Gemeinde Friesenheim und Umgebung. Es sind grüne und gelbe Flächen eingezeichnet. Grün entspricht den geeigneten Flächen, gelb den 'bedingt geeigneten Flächen' der Potenzialflächen.
Quelle: Energieatlas Baden-Württemberg, LUBW

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